Titel | Birds of Prey |
Originaltitel ⠀ ⠀ | Birds of Prey (and the Fantabulous Emancipation of One Harley Quinn) |
Jahr | 2020 |
Land | USA |
Genre | Acion, Crime, Comedy |
Verleih | Warner Bros. |
Regie | Cathy Yan |
Darsteller | Margot Robbie, Mary Elizabeth Winstead, Jurnee Smollett-Bell, Rosie Perez, Ewan McGregor, u.a. |
Laufzeit | 122 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren |
Links | IMDb, OFDb, Letterboxd |
Harley Quinn und der Joker haben sich getrennt, der furchtbare Reinfall Suicide Squad wirkt noch nach, doch wie Harley im Film, hofft Warner auf einen Schlussstrich beim Publikum und eine zweite Chance.
Harley hat lange genug im Schatten eines Mannes gestanden, wurde zu lange als Sidekick des Jokers gesehen. Jetzt ist ihre Zeit gekommen. Doch sie hat sich in ihrer Zeit als Joker-Frau ganz schön viele Feinde gemacht und einer davon heißt Roman Sionis, besser bekannt als Black Mask. Wurde im Trailer suggeriert, dass die „Birds of Prey“ als starke Frauentruppe durch Gotham jagen und Gangster aufmischen, entpuppt sich der Film mehr als Origin-Story. Denn nicht nur Harley leidet unter dem Patriarchat der Unterwelt. Stück für Stück werden die weiteren Charaktere Helena Bertinelli (The Huntress), Dinah Lance (Black Canary) und Detective Renee Montoya eingeführt. Jede von ihnen hat ihre eigenen persönlichen Fehden. Jahrelang wurden sie unterdrückt, nicht ernst genommen, enttäuscht oder gar schlimmeres. Auch sie suchen nun alle nach Freiheit und Rebellion.
Birds of Prey ist kurzweilig. Und dass, trotz der vielen Charaktere und dem durchaus unübersichtlichen Storytelling. Immer wieder gibt es Rückblenden oder der Film spult einfach nochmal eine halbe Stunde zurück und erzählt bereits gesehenes nochmal aus einer anderen Perspektive. Das passiert dabei schon so oft, dass es irgendwann negativ auffällt.
Davon abgesehen funktioniert das flotte Pacing aber sehr gut und lässt keine Längen zu. Ähnlich wie in Deadpool oder auch Zombieland, lebt Birds of Prey von seinem überbordenden Style. Eingeblendete Schriftzüge, knallige Farben, visuelle Gags und das Spiel mit der vierten Wand. Ganz so zielsicher wie bei der Konkurrenz ist Cathy Yans Werk nicht, aber es wirkt stimmig und unterhält. Bei den doch zahlreichen und vor allem langen Action-Sequenzen hat man auf ein zu rasantes Schnittgewitter verzichtet, dafür ist im Editing-Room aber offenbar jemand mit dem Kopf auf dem Slow-Motion-Knopf eingeschlafen. Fast jeder fatale Tritt, Schlag oder Schuss mündet in einer Zeitlupen-Szene. Auch hier trübt die zu hohe Dosis am Ende den eigentlich coolen Gesamteindruck. Dafür ist der Film in den Spitzen überraschend gewalttätig. Wenn Black Mask seinen Opfern die Gesichtshaut abzieht, Harley ihren Widersachern mit Baseballschlägern mehrfach die Beine bricht und Körper auch mal zerfetzen, verfliegt für einen Moment der spaßige Schein der bunten Girl-Power-Welt.
Apropos Girl-Power. Damit brüstet sich Birds of Prey mehr als jedes Spice-Girls-Musikvideo. Ist das schon Agenda-Surfing? Durchaus. Fällt es negativ auf? Im Grunde nicht, jedoch darf man sich schon mal fragen, wieso es im gesamten Film nicht eine positive männliche Figur gibt. Dass es hier den fiesen Gangstern an den Kragen geht ist klar und auch ein Arschloch von Vorgesetztem bekommt sein Fett weg, aber selbst der harmlose, unparteiische Imbiss-Besitzer puppt sich am Ende als schlechter Mensch. „Frauen, lasst euch nichts gefallen!“ schreit der Film mit voller Inbrunst. Und das ist cool und gerade für die jüngere Zielgruppe 16+, die der Film erreichen will, wichtig und richtig. Aber er malt unter seiner quietschbunten Fassade auch nur ein schwarz-weißes Bild dieser Botschaft. Dass die fiesen Mistschweine im Film alle ihren schmerzvollen Tod verdient haben steht dagegen außer Frage, denn den haben sich alle hart erarbeitet. Und die Diskussion, ob Birds of Prey Emanzipation durch Gewalt rechtfertigt, beerdigen wir gleich bevor sie aufkommen kann. Dann wären wir nämlich wieder bei der Debatte zum Joker.
Fazit
Birds of Prey ist eine kurzweilige, unterhaltsame Action-Comedy-Zauberkiste mit jeder Menge Verrücktheiten, aber insgesamt wenig „Birds“. Harley steht klar im Mittelpunkt, die weiteren Figuren des Girls Squad werden zu lange und umständlich eingeführt und am Ende hat man dann das Setup für eine richtige Fortsetzung. Glücklicherweise trägt Margot Robbie den Film auch fast alleine und tobt sich in der Rolle komplett aus. Auch Jurnee Smollett-Bell, Mary Elizabeth Winstead und Rosie Perez komplettieren das Squad sehr überzeugend, gerade Winstead bekommt aber viel zu wenig Screen-Time. Ewan McGregor hat mir in seiner Villain-Rolle ebenfalls gut gefallen und zeigt wie widerwärtig er auch mal sein kann. Birds of Prey hat vor allem eines geschafft – mich Suicide Squad in diesen 110 Minuten komplett vergessen lassen. Und das rechne ich ihm hoch an.